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10 Jahre Jubiläum

10jähriges Bestehen der Selbsthilfegruppe für Betroffene von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung.

Seit nunmehr zehn Jahren treffen sich Frauen, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind, in Wörgl in der Selbsthilfegruppe „Lebenslang, doch endlich frei„. Dort sprechen sie über ihre Erlebnisse, Traumen und Erfahrungen. Leider ist die Gesellschaft kaum bereit das Ausmaß dessen zu erfassen, was sich hinter verschlossenen Türen abspielt. Die meisten der Teilnehmerinnen waren Kinder oder Jugendliche zum Zeitpunkt des Verbrechens. Mehr als die Hälfte der Täter waren ihnen bekannte Personen, oftmals Vertrauenspersonen.

Die Selbsthilfegruppe in Wörgl (SHG) ist eine Gruppe von Betroffenen für Betroffene. Sie wurde 2011 von Frau Deutschmann Christine gegründet und wird von Frau Salvenmoser Alexandra geleitet. Alle TeilnehmerInnen haben ähnliche Geschichten erlebt und benötigen ein sicheres Umfeld, in dem sie über das Erlebte sprechen können.

Knapp 40 Mitglieder hat die Gruppe seit ihrer Gründung kommen und gehen sehen. Im Durchschnitt besteht sie aus 10 aktiven Mitgliedern, die meist über zwei Jahre regelmäßig an den Treffen teilnehmen. Diese Zahl der ehemaligen und aktiven Mitglieder zeigt den Bedarf für einen sicheren Raum.
Die Betroffenen sehen sich nicht mehr als Opfer, sondern als Überlebende.

Die Gruppe ist als einzige aktive Selbsthilfegruppe für sexuellen Missbrauch in Tirol beim Dachverband „SelbstHilfe Tirol„ registriert. „Es kommt auf die Teilnehmerinnen an„, sagt eine der Überlebenden, als man sich über das Jubiläum der Gruppe unterhielt. „Die Personen kreieren die Atmosphäre und gestalten den sicheren Raum, in dem andere Überlebende einen Ort finden können, um über das Trauma zu sprechen. Oft zum ersten Mal.„

Die Gruppe funktioniert so gut, weil alle gemeinsam Rahmen und Inhalt beschließen, gleichwertig und füreinander da sind. Alle finden hier offene Ohren und gegenseitiges Verständnis. Es werden immer wieder Fachleute und TherapeutInnen eingeladen, die Fragen beantworten und Hilfestellung geben. Die Selbsthilfegruppe ist jedoch kein Ersatz für persönliche Therapien, welche viele Mitglieder parallel in Anspruch nehmen.

Die Treffen finden alle zwei Wochen statt und werden von den Teilnehmerinnen gestaltet. Man teilt sich die Arbeit und die Verantwortung. Wie die Abende sich entwickeln ist personalisiert und individuell. Jede Teilnehmerin hat dort ein Umfeld, in dem sie offen über alles sprechen kann. Die Themen, welche behandelt werden, können vorab besprochen werden. Auch für Krisen und schwierige Lebensumstände ist Platz in diesem sicheren Raum.

„Wir helfen einander„, sagt eine der Teilnehmerinnen. „Auch an Tagen, an denen ich nicht die Kraft aufzubringen glaube, um hingehen zu können, gehe ich hin. Denn dort finde ich Kraft, sehe sie an den Frauen, die in den Jahren über sich hinausgewachsen sind. Und auch an den Tagen, an denen ich meine, die Gruppe vielleicht nicht mehr zu brauchen, gehe ich hin. Denn vielleicht brauche nicht ich ein offenes Ohr, aber jemand anderer.„

Die Gruppe informiert und stützt sich gegenseitig. Erfahrungen über Prozessabläufe und Stellen, wo Betroffene um Hilfe ansuchen können, werden ausgetauscht und Teilnehmerinnen, die den unsagbar mutigen Schritt gemacht haben ihre Täter anzuzeigen, begleiten einander bei den Treffen durch diese schwere Zeit.

Es ist nie zu spät den Weg zu gehen, der einen zu sich selbst zurück führt.